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Darum ist die Achsvermessung so wichtig
Obwohl die Achsvermessung bei den meisten Autofahrern nicht unbedingt auf der Routine-Checkliste steht, gibt es gute Gründe das Fahrwerk im Auge zu behalten. Denn im Alltag ist die Radaufhängung starken Belastungen ausgesetzt: Überfahrene Kantsteine, Schlaglöcher und andere Fahrbahnschäden teilen kräftige Stöße an die Fahrwerksmechanik aus. Die dabei auftretenden Kräfte kann das Auto nicht immer schadlos wegschlucken. Und so kommt es oft vor, dass sich Spur, Sturz oder andere Fahrwerksparameter mit der Zeit verstellen. Besteht der Verdacht eines falsch eingestellten Fahrwerks, sollte man nicht lange zögern und eine Achsvermessung vom Fachmann durchführen lassen. Denn die Veränderung der Achsgeometrie kann viele Komplikationen mit sich bringen, die allesamt die Fahrsicherheit sowie den Reifenverschleiß negativ beeinflussen.
Welche Kosten fallen für eine Achsvermessung an?
Hohe Kosten sind bei der Achsvermessung übrigens nicht zu befürchten. Die Preise für eine 3D-Achsvermessung beginnen bei rund 30 Euro, eine Laser-Vermessung startet bei etwa 60 Euro. Mehr als 150 Euro werden in der Regel auch bei nachfolgenden Einstellungsarbeiten nicht fällig. Teuer wird es erst, wenn Fahrwerksprobleme ignoriert werden und dadurch Reifen und Radlager frühzeitig verschleißen. Allerdings kann auch die Art des Fahrwerks Einfluss auf die Kosten einer Achsvermessung haben. So fällt die Rechnung für einen BMW mit Sportfahrwerk vermutlich höher aus als für einen kleinen Opel. Die Dauer unterscheidet sich jedoch kaum: Die Achsvermessung dauert in der Regel 15 Minuten. Wird anschließend die Spur korrigiert, sollte man mit maximal einer Stunde rechnen.
Korrekt eingestellte Spur bringt Stabilität
Damit ein Auto exakt geradeaus fährt und sich präzise Steuern lässt, müssen die Räder unter allen Fahrbedingungen immer möglichst senkrecht auf der Straße stehen und weitestgehend parallel zueinander ausgerichtet sein. Die parallele Laufrichtung wird als Spur, der Winkel der senkrechten Achse als Sturz bezeichnet. Nur bei korrekt eingestellten Spur- und Sturzwerten, nutzen die Reifen die maximale Aufstandsfläche und gewährleisten ein sicheres Fahrverhalten. Ist die Spur einseitig verstellt, zieht das Auto nach links oder nach rechts. Zudem verhält es sich in Linkskurven anders als in Rechtskurven. Der Sturz wirkt sich dagegen auf die Auflageflächen der Reifen aus. Ist der Sturz beispielsweise negativ eingestellt (das Rad neigt sich oben zum Fahrzeug), erhöhen sich zwar die Seitenführungskräfte in schnellgefahrenen Kurven. Der Geradeauslauf sowie der Bremsweg werden gleichzeitig, aber negativ beeinträchtigt. Hat sich der Sturz ins positive verstellt und das Rad neigt sich oben vom Auto weg, verschlechtert sich die Kurvenstabilität des Autos, da die Aufstandsfläche sich in schnellen Kurven weiter verringert.
Spureinstellung: Vorspur und Nachspur
Werksseitig ist die Spur an Vorder- und Hinterachse oft nicht parallel eingestellt. Hier unterscheidet man zwischen Vorspur und Nachspur. Vorspur bedeutet, dass der vordere Teil der Räder dichter zusammen steht, als der hintere. Das rechte Rad lenkt also ein bisschen nach links, das linke Rad entsprechend nach rechts. Je nach Hersteller und angetriebener Achse liegt der Winkel der Vorspur an der Hinterachse bei den meisten Autos zwischen 0° und 5° (Starrachsen immer bei 0°, die Räder stehen hier absolut parallel zueinander). Nachspur bedeutet, dass die hinteren Enden der Räder enger zusammen stehen, als die vorderen. Das rechte Rad lenkt somit leicht nach rechts und das linke Rad entsprechend nach links. An der Vorderachse liegt die Vor- oder Nachspur meist in einem Bereich von jeweils maximal 3°. Ist der Winkel der Vor- oder Nachspur an den beiden Rädern einer Achse nicht exakt gleich eingestellt, leidet der Geradeauslauf darunter. Nur bei exakter Einstellung von Vor- und Nachspur heben sich die Lenkkräfte der jeweiligen Räder gegenseitig auf. Bedingt durch die jeweilige Fahrwerksgeometrie und den Rollwiderstand der Reifen, haben die Räder eines Autos die Tendenz auseinander zu laufen. Durch eine leichte Vorspur lässt sich diese Tendenz überwinden. Auch der Geradeauslauf wird durch die bei Vorspur gegeneinander wirkenden Kräfte einer Achse begünstigt. Der Nachteil der Vorspur ist eine geringere Höchstgeschwindigkeit und erhöhter Reifenverschleiß. Auch das Einlenkverhalten und die Kurvenstabilität werden durch die Vor- und Nachspur beeinflusst.
Weniger Verschleiß, mehr Sicherheit
Insbesondere die Reifen leiden unter einer verstellten Achsgeometrie. Sie werden ungleichmäßig abgefahren und neigen zur Sägezahnbildung – es bilden sich kleine Absätze im Reifenprofil, wodurch das Abrollgeräusch stark zunehmen kann. Da die Aufstandsfläche der Reifen nicht optimal ist, verschlechtert sich auch der Bremsweg. Dazu kommt ein erhöhter Verschleiß von Radaufhängung, Federn und Stoßdämpfern sowie – als zusätzlicher Kostenfaktor – ein erhöhter Spritverbrauch. Ein weiteres Problemfeld, das bei modernen Autos hinzukommt, sind die elektronischen Assistenzsysteme. So sind beispielsweise der Spurhalte- und Abstandsassistent auf die jeweilige Fahrwerkseinstellung kalibriert. Ändern sich die Parameter des Fahrwerks, können die elektronischen Assistenten ihre Aufgabe nicht mehr korrekt erfüllen.
Wann eine Achsvermessung nötig ist
Hinweise auf eine falsche Achseinstellung geben beispielsweise ein schief stehendes Lenkrad, polternde Fahrwerksgeräusche oder ein Quietschen, dass in Kurven ertönt. Auch der Blick auf die Reifen kann Auskunft geben. Mindestens zwei Mal im Jahr sollten die Pneus beim Reifenwechsel einer Kontrolle unterzogen werden. Sind sie ungleichmäßig abgefahren oder weist ein Reifen stärkere Abnutzungsspuren auf als der zweite auf der gleichen Achse montierte Reifen, deutet dies auf eine verstellte Spur oder einen fehlerhaften Sturz hin. Bemerken kann man eine verstellte Spur auch bei der Fahrt, wenn der Wagen nach rechts oder links zieht oder durch ein schwammiges Lenkgefühl auffällt. Auf der anderen Seite schließt ein unauffälliges Fahrverhalten eine Fehleinstellung im Fahrwerk nicht aus. Absolute Sicherheit bringt hier nur die Achsvermessung. Sie ist im Übrigen auch nach Arbeiten am Fahrwerk notwendig. Wurden Tieferlegungsfedern oder andere Stoßdämpfer verbaut, oder Teile der Lenkung repariert, steht im Nachgang eine Achsvermessung an. Gleiches gilt nach dem Wechsel von Querlenkern, Spurstangen(köpfen) und mitunter auch beim Tausch eines Stabilisators. Auch nach dem Aufziehen von Reifen in einer anderen Dimension, der Montage von größeren Alufelgen oder vorsorglich alle zwei Jahre ist eine Achsvermessung empfehlenswert.
So wird die Achsvermessung durchgeführt
Eine Achsvermessung können alle Werkstätten durchführen, die einen Achsmesscomputer haben. Seit der Einführung moderner Mehrlenkerachsen, die sehr geringe Toleranzen aufweisen, ist eine optische Achsvermessung mit Hilfe von Spiegeln nicht mehr exakt genug. Lediglich bei Old- und Youngtimern reicht diese Vorgehensweise noch aus. Bei modernen Autos wird hingegen stets eine elektronische Achsvermessung vorgenommen. Zum Einsatz kommen zwei Methoden beziehungsweise Geräte, die verschiedene Fahrwerksparameter auslesen können. Am weitesten verbreitet ist die Laser-Achsvermessung. Hier werden an jedem Rad Sensoren montiert, die ihre Position absolut sowie untereinander abgleichen. Das Ergebnis wird entweder in Ist-Werten ausgegeben oder direkt in einem Computer mit den Soll-Werten des jeweiligen Fahrzeugs abgeglichen und grafisch dargestellt. Je nach Alter und Typ des Fahrzeuges, dauert eine Achsvermessung mit dieser Methode zwischen 30 Minuten und zwei Stunden.
Schneller und unkomplizierter ist die zweite Methode, bei der Reflektoren mit kleinen Punkten an den Rädern montiert werden, deren Position dann von einer Kamera aufgenommen und in ein 3D-Modell umgewandelt werden. In der Regel dauert diese 3D-Achsvermessung nur wenige Minuten. Sollte mit einer der beiden Messmethoden eine Abweichung der Radgeometrie festgestellt werden, erfolgt beispielsweise an den Spurstangen eine Neujustierung. Im Falle eines Defektes wir der Schaden repariert.